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- Said Nursi
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Eine Kurzbiographie
Politik und des Menschen
Hang
zu Ungerechtigkeit
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Beschwichtigende Rolle
Said Nursi's |
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Fetwa zur Verteidigung von
Volk und Heimat |
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Verfassen seines Kommentars über die
"Dimensionen der Gottesnamen" ...
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russische
Kriegsgefangenschaft |
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Mitglied im Obersten
Religionsrat |
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Bediuzzaman's Haltung zur Politik und Religion |
Unter
dem Vorwand, dass manche Kommandanten nicht religiös seien, revoltierten
1912/1913 kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges religiöse
Volksgruppenführer in Bitlis gegen die osmanische Armee. Said
Nursi lehnte eine Unterstützung dieses Scheych Selim-Aufstandes mit der
Begründung ab, dass man das Fehlverhalten der Kommandanten nicht der gesamten Armee
anlasten kann. Diese osmanische Armee verberge 100.000 Evlias [Evlia = Bezeichnung für
wegen ihrer Religiosität und Frömmigkeit bei Gott hoch stehende Personen].
Durch seine Absage blieb der
Aufstand regional beschränkt und größeres Blutvergießen wurde verhindert.
Als der erste Weltkrieg ausbrach,
wurde unter Said Nursis Mitwirkung an alle Muslime eine Aufforderung (Fetwa)
herausgegeben, sich und ihr Volk und ihre Heimat gegen die Invasoren und Besatzer zu
schützen. Dieses Fetwa wurde von Said Nursi persönlich mittels deutscher U-Boote
verteilt. Er selbst kämpfte von 1915 bis 1916 im Osten der Türkei als von
Enver Pascha ernannter Kommandant der ca. 5000 Mann starken Miliz
gegen die russischen und zum Teil armenischen Kräfte. Er konnte ihren weiteren Vormarsch aufhalten
und erfolgreich eine Abwehrlinie aufbauen.
Ungeachtet der Wirren, manchmal auf
dem Pferderücken sitzend, manchmal an der Frontlinie, manchmal in den Schützengräben
fand Said Nursi Zeit seinen berühmten, hoch gewürdigten Korankommentar Die Zeichen
des Übernatürlichen (isârâtü'l i'câz) in arabischer Sprache zu schreiben.
1916 geriet Said Nursi mit neunzehn
anderen Offizieren in russische Gefangenschaft. Nach zwei Jahren gelang ihm die Flucht
über Deutschland nach Istanbul. Er wurde aufgrund seiner Verdienste ausgezeichnet und der
Verteidigungsminister Enver Pascha bot ihm einige Posten in der Regierung an. Said Nursi
schlug die Angebote aus, um unabhängig zu bleiben. Hingegen die Ernennung zum Mitglied
des Obersten Religionsrates, der Dar al-Hikmat al-Islamiya, nahm er an, um diese
Institution durch seine Person zu stärken.
Bediuzzamans Haltung zur Politik und
zum Einsatz für die Religion verdeutlicht das folgende Gespräch, das er bei einem
Zusammentreffen mit Politikern während des Besuchs einer Versammlung (1919) führte.
Er wurde gefragt: "Warum
mischst du dich nicht in die Politik ein?"
Said Nursi antwortete:
- »Ich suche Schutz vor dem Scheytan und vor
der Politik bei Gott. Die Politik Istanbuls ähnelt der spanischen Grippe und
macht den Verstand leichtsinnig. Wir sind nicht die Urheber der Anstöße zu unseren
Taten.
- Europa bläst und wir spielen.
- Alles wird durch Fremdeinwirkung bestimmt. Wir sind
nicht die eigentlichen Initiatoren.«
Ihm wurde entgegnet: "Siehst du
die Gottlosigkeit nicht, verbreitet sie sich. Man muss im Namen der Religion
auftreten!"
»Ja sicher, aber unter einer absoluten
Bedingung. Die Motivation muss von der Liebe zum Islam und der Eifer vom Glauben
herrühren. Falls die Impulse für die Motivation vom politischen Engagement oder von
einer Parteilichkeit kommt, ist es gefährlich. Dem ersteren, der aus Liebe zum Islam sich
engagiert, wird verziehen, wenn er Fehler macht. Aber der zweite ist verantwortlich, auch
wenn er es richtig macht.«
Hierauf wurde Said Nursi gefragt,
wie das zu verstehen sei und er antwortete:
»Wenn jemand seine heuchlerischen,
politischen Mitläufer aus nichtigen Gründen dem religiösen Mitglied der Gegenpartei
vorzieht, ist sein Initial Politik.
Außerdem, da die Religion das heilige Besitztum von
jedem ist, erweckt eine monopolistische Einstellung, die eigenen Parteigänger als die
besseren Muslime anzusehen, in der Mehrheit der Bevölkerung eine antireligiöse
Einstellung und damit eine Herabminderung der Religion. Das, d.h. die eigenen
Parteigänger als die besseren Muslime ansehen usw., ist parteiliche Verfangenheit.
- Zur Veranschaulichung:
- Zwei Männer streiten sich und einer bemerkt seine
Unterlegenheit.
- Indem er dem Stärkeren den Koran reicht, bittet er
um Schutz, da eine stärkere Hand nötig ist, damit der Koran mit ihm nicht auf den Boden
fällt. Diese Person möge seinen Respekt und seine Liebe dem Koran erweisen.
- Wenn der Unterlegene aber den Koran als Schild
gegenüber dem Stärkeren benutzt, zieht er statt dem Schutzgefühl eine Provokation auf
sich, da er den Koran dem stärkeren Bediensteten vorenthält. Er fällt mit ihm auf
den Boden, das heißt er liebt den Koran nur für sich selbst.«
Und Said Nursi resümiert:
- »Ja, der Religion kann nur gedient werden, indem man
die Neigung und das Interesse an der Religion weckt, das Angehörigkeitsgefühl stärkt,
die Notwendigkeit aufzeigt und durch Erinnerung an die religiösen Aufgaben und Anmahnung.
- Wenn man aber statt dessen den Menschen sagt, ihr
seid fern von Religion oder Atheisten, würde dies die Menschen zur Gegnerschaft
veranlassen.
- Religion darf nicht in ausschließender Form
gebraucht werden und das Einbeziehen der Religion darf nicht zu einem Missbrauch
führen.«
Im weiteren Verlauf der Debatte wies
Said Nursi darauf hin, dass der feindselige Gegner des Islam und der Muslime (der innere
wie der äußere Gegner) niemals gleichgesetzt werden darf mit Muslimen, die in ihren
Taten und in Glaubensdingen nicht aufrichtig sind.
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»Der
Mensch sollte jeden über sich sehen, damit er dem anderen nicht seine
eigenen schlechten Eigenschaften unterstellt.«
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- Said
Nursi
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Zum Hang des Menschen zur Tyrannei
führt er aus:
- »Wegen der Sturheit, Arroganz und Eigensinnigkeit
der Menschen scheint ein Konsens in ihren Meinungen und Ideen unmöglich zu sein. Die
Haltung entweder für oder gegen führt zu einer ungerechten
Konsequenz - das geringste Anzeichen wird als belastender Beweis gewertet. Das ist eine
Tyrannei.*
- Diese Einstellung des Menschen beweist den
Koranvers: Wahrlich der Mensch ist ein Tyrann. Sure 14, 34
(*Anmerkung:
Es ist wahrlich eine Tyrannei, wenn man aufgrund
einer Schwarz-Weiß-Sichtweise Andersdenkenden fortwährend Schlechtes unterstellt und die
geringsten Anzeichen als Beweise anführt. Hiergegen gilt im Islam die Pflicht über den
anderen immer eine gute Meinung zu hegen, nur Gutes zu denken solange es keine
anders lautenden Beweise gibt. Um ein ausgeglichenes, objektives Urteil über eine Sache
oder eine Person usw. bilden zu können, müssen die Indizien relativiert und die Skala
des Wertemaßstabes entsprechend breitbandig gewählt werden.)
- Beim Menschen ist im Gegensatz zu Tieren das Ausmaß
Unheil anzurichten nicht eingeschränkt.
- Besonders durch Zusammentreffen der schlechten Formen
des Egoismus' wie beständig an sich selbst und das eigene Wohl denken, die eigenen Ideen
besser finden, Arroganz und Sturheit in einer Person erlangt der Mensch die unermessliche
Fähigkeit zum Bösen. Die Menschheit hat für diese Fähigkeit zu unermesslicher
Grausamkeit noch keinen Begriff erfunden.
- Das ist auch ein Beweis der Notwendigkeit der Hölle.
Eine angemessene Bestrafung kann es auch nur in der Hölle geben.«
Weiter erklärt Said Nursi:
»Jemand, der sich über den
anderen wegen einer schlechten Eigenschaft ärgert und deswegen die ganze Person, sogar
dessen Verwandten, sogar dessen Berufsgenossen als schlecht bezeichnet und seinen Zorn und
Hass auf diese lenkt, widersetzt sich Gottes Wort:
... Und keine lasttragende
Seele trägt die Last einer anderen.
(Jeder ist für seine Taten
selbstverantwortlich und wird dafür zur Rechenschaft gezogen.)
Sure Isra 17,15
......«
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